Wohnhausanlage Michtnergasse/Anton-Bosch-Gasse

„Viel Grün und tolle Wohnqualität“: Zweistufiger realisierter Bauträgerwettbewerb zur Vorgabe eines städtebaulichen Leitprojekts für insgesamt 270 Wohnungen. Die Gebäude haben maximal 4 Stockwerke. Die Wohnungen verfügen alle über Terrassen, Balkone, Loggien oder Erdgeschoßgärten. Die Tiefgaragenzufahrten liegen an den Gassen.Es gibt keine Durchfahrtdurch die Wohnhausanlage, jedoch mehrer Fußwege. Für die kleinsten wurden 2 Spielplätze in den Höfen gestaltet. Die Lage neben dem Grünzug Schwarze Lacke bietet ausserdem Erholungsmöglichkeiten.

Das vorliegende Wohnbauvorhaben bringt die vorgegebene baumassenmäßige Grundstücksauslastung mit optimaler Nutzung und einer Wohnqualtät  in Einklang. Die Anordnung der Baukörper orientiert sich unter Beachtung der Grundstücksvorgaben in erster Linie an optimaler Besonnung und an optimalem Freiraumkontakt.


Das annähernd 14.000 m² große Areal sollte nach den vorgegebenen Richtwerten zwischen 23.000 m² und 25.000 m² Bruttogeschossflächen aufnehmen. Der Bebauungsentwurf mit einer Bruttogeschossfläche von 24.863 m² und damit einer GFZ von 1.75 zeigt, dass diese Vorgaben sich in einer durchaus realistischen und für die zukünftigen Bewohner angenehmen Dimensionierung befinden. Die Siedlung mit Ihrer primär ortogonalen Struktur stellt in der baulich eher heterogenen Umgebung eine architektonische Kompensation dar und umfaßt im nördlichen Teil (Siedlungsteil A) 116 Wohnungen unterschiedlichster Größe ( von 46 m² bis 120 m² ) die von 2 Bauträgern – EBG und WIENER HEIM errichtet wird und im südlichen Teil von einem Bauträger der Gemeinnützigen Bau- ind Siedlungsgenossenschaft  Stadtrand Süd in 7033 Pöttsching, weiterführend mit dem Architektenduo Perritti   errichtet wurde. Ziel der gemeinsamen Realisierung war es, ein marktadäquates, ausgewogenes Projekt anzubieten, das sowohl Mietwohnungen als auch Eigentumswohnungen unter Bedachtnahme auf die Vorgaben der vorgesehenen Förderungsschienen beinhalten soll. Es bietet sohin die Wahlmöglichkeit zwischen beiden Rechtsformen in Abhängigkeit des jeweiligen Familieneinkommens. Die für die Mieter gewählte Förderungsschiene ermöglicht zu dem durch die entsprechende Gestaltung der Mietverträge längerfristig den Erwerb von Wohnungseigentum und stellt damit eine ideale Ergänzung dar. Der ruhende Verkehr, aufgeteilt auf zwei Tiefgaragen entsprechend der Bauträgererteilung, erschließt sich ca. je zur Hälfte von der Anton-Boschgasse sowie vom Kammelweg. Die Garagen wurden, um die Bodenversiegelung so gering wie möglich zu halten, größtenteils unter den Wohngebäuden situiert. Die Garagenaufgänge befinden sich damit ebenfalls in Bewohnernähe. Die Erschließung der Wohngebäude ist generell als vielspännig projektiert. Gebäude unterschiedlicher Höhen können mit einer Aufzugsanlage bedient werden. Dadurch entstehende semiöffentliche Kommunikationsbereiche sollen den Bewohnerkontakt fördern. Die Erreichbarkeit der einzelnen Gebäude, siedlungsintern ohne Autoverkehr, strukturiert sich vom völlig öffentlichen Straßenraum bis zum beinahe privatem Schwellbereich. Dementsprechend strukturieren sich auch die Freibereiche. Den erdgeschossigen Wohnungen ordnen sich in der Regel ca. 60 m² Gärten zu. Die halböffentlichen Gärten der nächsten Stufe sollen Obergeschossbewohnern zur Verfügung stehen. Abgesehen von den Häusern direkt zugeordneten Kleinkinderspielplätzen soll im Siedlungszentrum ein Erlebniskinderspielplatz entstehen. Das Siedlungszentrum als Gedankenzitat an einen Anger, soll in seinem Öffentlichkeitswert zur Siedlungsaußenwelt überleiten. Die Wohngebäude selbst in ihrer anmutigen Architektur sollen dem Bewohner größtmögliche Behaglichkeit sicherstellen. Besondere planerische Aufmerksamkeit wurde auch der Gestaltung der Aussenräume  geschenkt. Entsprechend der Organisation der Wohnhäuser und der Forderung, größtmögliche Privatheit auch in den Außenräumen zu gewährleisten, wurden die Freiräume in Privates Grün,  Gemeinschaftliche Freiräume und Kinderspielbereiche  strukturiert. Die genannten Freiräume werden entlang eines Hauptweges, der sich als übergeordnete Grünverbindung (Schwarze Lacke – Prager Straße) darstellt, angelegt.  Die Quergebäude werden über Stichwege von lichtlaubigen Kleinbäumen gesäumt erreicht. Die Baumreihen entlang der Nebenwege dienen als Schutz der Zugänge zu den Eingangsbereichen der Wohnhäuser und bilden die transparente Grenze zu den anschließenden Freiräumen. Jeder Erdgeschoßwohnung wurde ein Mietergarten zur Privatnutzung und Erweiterung der Wohnfläche zugedacht. Die Grenzen der Mietergärten sind im hausnahen Bereich durch niedrige Mauern mit oben aufgesetzter Konstruktion für Kletterpflanzen vorgegeben, sodaß ein gewisser Sichtschutz erreicht wird.  Anschließend sind die Gärten mit Zäunen gerahmt, wobei zumindest die Übergänge zu den gemeinschaftlich nutzbaren Freiflächen anhand eines Bepflanzungskonzeptes akzentuiert werden sollte.  Die Freiräume erfüllen wichtige Erschließungs- und Durchwegungsfunktionen im Sinne der Wegevernetzung. Sie dienen als Aufenthaltsbereiche, die nach Bedarf mit wohnnungsnahen Kinderspielmöglichkeiten ausgestattet werden können, jedoch durch die gemeinschaftliche Nutzung und klare Zuordnung zu bestimmten Wohnhäusern Nutzungsoffen und dadurch aneigenbar sein sollten. Der große Freiraum am Hauptweg ist als gemeinsamer Treffpunkt und in Hinblick auf die zukünftigen Bewohner der Wohnbebauung, welche hauptsächlich Jungfamilien sein werden, als Kinderspielbereich ausgestaltet. Eine geschwungene Pergola nimmt die Richtung des angrenzenden Wohnhauses auf und bildet gleichzeitig eine vertikale Grenze zu den Mietergärten. Ein großzügiger Sandplatz wird von einer Wasserrinne umschlossen. Kleinkinder können hier mit Sand und Wasser spielen oder auf entsprechenden Klettergerüsten turnen. Die Wiesenfläche soll für individuelle Spielemöglichkeiten inklusive zu integrierenden Baumbestand bleiben. Der Kiesplatz ist Eintritt in die Freiräume der Wohnbebauung vom Zugang Michtnergasse und in einer Situierung für Spielbegleiterinnen und Spielbegleiter (Mütter, Väter etc.) angelegt.  Die interne Erschließung der westlichen Wohngebäude soll als befestigte Fläche für Spielmöglichkeiten freigehalten werden (erste Dreiradversuche etc.)  Alle Erschließungen sind für Radfahrer und Fußgeher befestigt und sind in ihrer Anlage miteinander verbunden, wobei jeweils bei den Eingangsbereichen der Wohnhäuser Fahrradabstellmöglichkeiten organisiert sind.   Der nord-südgerichtete Hauptweg durch die geplante Wohngebauung fungiert zum einen als interne Haupterschließung für Fußgänger und Radfahrer, und zum anderen als übergeordnete Grünverbindung zum Grünzug Schwarze Lacke bzw. bei Weiterführung der Verbindung in der Deingasse als Anschluß zur Pragerstraße.  Freiraumplanung, Minimierte Bodenversiegelung, Regenwassernutzung  für die Gartenbewässerung eingesetzt. Die Anlage wurde als Niedrig – Energiehause errichtet. Aktiv:Sonnenenergienutzung bauen mit der Sonne. Passiv: Licht und Schatten im Rhythmus passiver Solartechnik und Tageslichtlenkung. Die nach Süden/Westen orientierten Fensterflächen ermöglichen eine hohe Gewinnrate bei der passiven Solarnutzung. Um die Sonnenenergie optimal zu nutzen, öffnen sich die Wohnräume mit großer Fensterfläche nach Süden. Kleine Fensteröffnungen an den nicht besonnten Seiten verhindern Wärmeverluste. Die Ausrichtung der Bebauung bei Vermeidung von Verschattungen in den Wintermonaten sind entwurfsimmanent. Durch Mauern und Pergolen geschützte, private und öffentliche Räume bieten Sonnenplätze im Winter und kühle Schattenzonen im Sommer. Warmwasserkollektoren auf den Dächern sammeln die Sonnenenergie und laden die Wassertanks für Brauchwasser. Sie sparen Energie für die Warmwasseraufbereitung. Energietechnisch optimierte Bauweise und Technologien sollen in wirtschaftlichem Rahmen zur Anwendung gelangen.Material- umweltfreundlich und heizkostenminimierend. Keramisches Außenwanddämmsystem nach ÖNORM B 6110 unter der Ausnutzung der Option “Niedrigenergiehaus”Fassaden mit mineralischem Außenwanddämmsystem, diffusionsoffener Silikatputz 2 Scheiben Wärmeschutz-Verglasung (max k<1,1 W/m² K), Holzfenster (max k<1,3 W/m² K)Transluzente Wärmedämmung an den EcktürmenWärmeverluste (während der Heizperiode) werden vollständig durch passiven Energiegewinn ausgeglichen. Im Zuge der Ausführungsplanung konnten aus Kostengründen nicht alle ökologischen Vorschläge eingehalten werden, der große Teil wurde allerdings eingehalten.

Bauträger:  EBG -Gemeinnützige Ein- und Mehrfamilienhäuser Baugenossenschaft m.b.H  Josefstädter Straße 81-83 1080 Wien   Wiener Heim

Planung:    Architektenteam DI Susanna Connert und  DI Alexander Weisz

Zeitraum:   1996-1998                 Realisierung mit Mischek  : 1999– 2000